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Jugendarbeit

Von neuen Designerläden, Arztpraxen und dem Aufstand der Bücher in Homberg (Efze)

Kreativprojektwoche „We Listen And We Walk“ 

Vom 21. bis 25. Juli 2025 haben 12 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren die Homberger Altstadt neu entdeckt und ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Angeleitet von Patrizia Schuster und Thomas Hof vom Duo collACTiv, das gerade mit dem Kulturpreis der Stadt Kassel 2025 ausgezeichnet wurde, haben die Teilnehmenden neue Perspektiven auf die Stadt und das Zusammenleben in Homberg gewonnen und abschließend eigene Geschichten und Zukunftsvisionen in Bildern, Worten und Collagen zusammengetragen. Am 25. Juli war im MachWerk die bunte Zwischenpräsentation zu sehen und zu hören. Doch fangen wir von vorne an:

Der erste Tag stand mit verschiedenen Spielen ganz unter dem Motto „Kennenlernen“ – so konnten die Teilnehmenden von fünf verschiedenen Schulen aus Homberg und dem Schwalm-Eder-Kreis nicht nur sich, sondern auch die Arbeitsweise von Patrizia und Thomas von collACTiv gut kennenlernen. In der Woche ging es nicht darum etwas Perfektes abzuliefern, sondern den Prozess und Fehler zu feiern – schließlich lernt man oft am meisten aus Fehlern. Am Ende des Projekts steht zwar das Ziel einen Audiowalk – also einen Rundgang durch die Altstadt mit verschiedenen kurzen Hörspielen – zu entwickeln, aber was in der Projektwoche zählte, war der kreative Weg zu diesen Geschichten. Spielerisch, kreativ und abwechslungsreich wurden die Projekttage gestaltet, die jeweils mit einem Frühstück im Jugendzentrum starteten und sich dann ins MachWerk und die Innenstadt verlagerten. 

Einen inhaltlichen Input gab es am ersten Tag von der politischen Bildnerin Eunice Njoki. Der Titel der Projektwoche war angelehnt an den Tik Tok Trend „We listen and we don’t judge“, bei dem es darum geht, sich Geschichten oder Geständnisse anzuhören, ohne die Person, die erzählt, zu verurteilen. Aber was sind Meinungen und kleine Missgeschicke, die passieren? Und was sind Vorurteile, Hate Speech oder gar Diskriminierung und Rassismus, die nicht unkommentiert stehen bleiben sollten? Um diese Unterscheidungen ging es beim Input. Schnell zeigte sich an den Erzählungen der Teilnehmenden, dass Rassismus, Mobbing oder Hate Speech leider zum Alltag der Jugendlichen zählen und sie diese Phänomene aus den Medien oder dem Schullalltag kennen. Nachdem ein großes Knäuel von unguten Gefühlen, die solche Erfahrungen auslösen können, gesammelt wurde, löste sich dieses am Ende bei vielen in ein Aha-Gefühl und die Bestärkung auf, Rassismus und Beleidigungen nicht hinnehmen zu müssen, sondern aktiv entgegenzutreten. Aufgeladen mit dieser Energie stand an Tag zwei das Erkunden der Innenstadt und die Suche nach Geschichten im Vordergrund: ausgestattet mit einer Anleitung zum „aktiven Verlaufen“ und Interviewfragen machten sich die Teilnehmenden auf den Weg und brachten allerhand kuriose Fundstücke mit zurück ins MachWerk. Gefragt wurde nun: Welche Geschichten erzählen sie? Welche Begriffe lassen sich aus den Buchstaben von Homberg (Efze) ableiten? Was sind Lieblingsorte in Homberg, was sind unangenehme Orte?  Faszination weckten neben einer versteckten Straßenlaterne, die aus dem Hinterhalt die Weltherrschaft an sich zu reißen droht, auch der Burgberg und die Sage um die „weiße Frau“.  Schnell war klar – die Gruppe musste am nächsten Tag hoch zur Burg. Dorthin begleitete sie dann auch Fotograf Can Wagener. Als professioneller Fotograf dokumentierte er nicht nur den kreativen Prozess, sondern unterstützte die Teilnehmenden dabei für ihre Geschichten das richtige Cover-Foto zu shooten. Er gab außerdem Tipps und Tricks für fotografische Perspektiven und digitale Bildgestaltung, was einige Teilnehmende direkt an ihren Smartphones ausprobierten. Am Donnerstag arbeiteten alle Teilnehmenden intensiv an ihren Projekten. Es wurde an Geschichten und Interviews getüftelt, persönliche Zukunftsvisionen von eigenen Geschäften oder Arztpraxen in Homberger Ladenlokalen wurden gezeichnet, ein Jingle für die Audiodateien komponiert, Texte eingesprochen – und natürlich Einladungen für die Zwischenpräsentation gebastelt.

Diese fand am letzten Tag der Projektwoche im MachWerk statt. Hier konnten die neugierigen Besuchenden und Angehörige sich erste Kostproben anhören, Fotos begutachten und sich live von der Woche berichten lassen.

Der von collACTiv dann fertig bearbeitete Audiowalk wird am 19.9.2025 um 18 Uhr im MachWerk Premiere feiern und ab dann für individuelle Besuchende zur Verfügung.

Die Projektwoche ist eine Kooperation der Jugendarbeit der Stadt Homberg (Efze) mit collACTiv und der Erich-Kästner-Schule.

Das Projekt „We Listen And We Walk“ wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste im Programm GLOBAL VILLAGE KIDS als Teil von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. @fondsdarstellendekuenste. (Text: sw)