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Von der Kleinstadt zur Wandelstadt

Lernen & Wohnen im Mikroquartier Zaubergarten vorgestellt

Mikroquartier könnte für Bildung und Wohnen für unterschiedliche Zielgruppen Angebote machen

Der Wandelrat tagte zum dritten Mal in der Krone.

Mit einem klaren Fokus auf die zukünftige Entwicklung und Belebung des Mikroquartiers „Zaubergarten“ startete das dritte Wandelrat-Treffen mit externen Expertinnen und Experten in Homberg (Efze). In einer Open-Air-Veranstaltung in der Untergasse vor den Gebäuden Untergasse 13, 15, 16 und vor dem KOCHS wurden die Ideen zum Mikroquartier „Zaubergarten“ am Donnerstag, den 18. September 2025, der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei: die sechs Mitglieder des Wandelrates. Bürgermeister Dr. Nico Ritz begrüßte die Gäste und führte in das Projekt „Kleinstadt im Wandel“ ein. Der Fachbereichsleiter für Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung & Tourismus, Markus Staedt, gab anschließend eine Einführung in das Mikroquartier „Zaubergarten“ und stellte dies in den Kontext zur Entwicklung der Untergasse und der Kernstadt. Hier wurde die nachbarschaftliche Nähe zum KOCHS und zum MACHwerk betont, da beide Orte sich mit der Mikroquartierslösung hinsichtlich ihrer Funktion als Orte der Begegnung, des Lernens und Austauschens ergänzen würden. Der Architekt Lucas Hundt von Gerlach Architekten stellte die gestalterische und funktionale Konzeptidee eines „Lernen & Wohnen im Mikroquartier“ als ersten architektonischen Lösungsvorschlag vor.

Ein besonderes Augenmerk gilt dem Gebäude „Zaubergarten“ in der Untergasse 15 und dessen zukünftige Nutzung, welches zuletzt als Blumenladen „Zaubergarten“ bewirtschaftet wurde. Vertreter:innen der Erich-Kästner-Schule kamen mit einer besonderen Idee auf die Stadtverwaltung zu: Hier soll ein außerschulischer Lernort als Café entstehen, in dem Schüler:innen Unterrichtsbausteine praxisnah vermittelt werden, so z.B. Kalkulation, Projektplanung, Teamarbeit, nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln, Dialogführung etc. Sascha Kurzrock von der Erich-Kästner-Schule (EKS) stellte in diesem Zusammenhang die Idee vor, dass Schule in die Praxis, in die Stadt gehen muss, um Lernen erlebbar zu machen. Der „Zaubergarten“ ist dafür ein idealer Ort, mitten in der Altstadt einen lebendigen Ort des Lernens und Verweilens zu schaffen, welcher sich gut in dieses Quartier einbetten würde. Bürgermeister Dr. Nico Ritz informierte über die Idee eines möglichen Standorts im Gebäude Untergasse 16, gegenüber dem Gebäude „Zaubergarten“, für eine innerstädtische Bücherei und Mediothek.

Eine Besichtigung des Mikroquartiers „Zaubergarten“ war in Kleingruppen an diesem Nachmittag möglich. Das Gelingen des Nachmittages wurde unterstützt durch die große Auswahl selbstgebackener Kuchen der Schülerinnen, Schüler und einiger Lehrer:innen der EKS neben Kaffee und Kaltgetränken. In sonniger spätsommerlicher Atmosphäre gab es viele Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern, intensiven Austausch mit den angereisten Experten des Wandelrates zur Entwicklung dieses Abschnittes in der Untergasse. Dabei wurden die Gebäude Zaubergarten und Untergasse 16 ausgiebig besichtigt.

Vorpremiere: Audiowalk

Eine erste Möglichkeit zum Reinhören in den „Audiowalk“ vor der Premiere am 19. September 2025 bot Sarah Wiederhold von der Jugendpflege mit dem Audiowalk "We Listen and We Walk": Die Stimmen der Jugend für Hombergs Zukunft an. Die teilnehmenden Jugendlichen haben neue Perspektiven auf die Stadt und das Zusammenleben in Homberg gewonnen und abschließend eigene Geschichten und Zukunftsvisionen in Bildern, Worten und Collagen zusammengetragen. Eine spannende und interessante Ergänzung für den Stadtentwicklungsprozess.

Durch den zweiten Tag des Wandelrat-Treffens am 19. September 2025 führte moderierend Markus Staedt. Bürgermeister Dr. Nico Ritz begrüßte das Gremium. Nach einer Zusammenfassung der Vorstellung des Mikroquartiers „Zaubergarten“ vom Vortag gab es eine Feedback-Runde mit Dialogen zu den Themen Denkmalschutz, Architektur und Nutzungsoptionen „Lernen & Wohnen“, dem Café als außerschulischer Lernort, dem Wandelrat als beratendes Gremium und allgemein zur Option der Lernorte in der Innenstadt: Kombination Lernen & Wohnen mit Leerstandaktivierungspotenzial. Anschließend gab der Wandelrat Empfehlungen an die Stadt. In einem Ausblick wurden optional Themen für die weitere Stadtentwicklung und eine künftige Beratung durch den Wandelrat erörtert.

Dabei zogen die Mitglieder des Wandelrates ein durchweg positives Fazit des Wandelprozesses in Homberg und ihres Engagements als Mitglieder des Wandelrates:

Karin Haist: Ich spüre in Homberg eine Innovationsfreude und einen Vertrauensvorschuss auch uns als Wandelrat gegenüber. Ich möchte die Verwaltung einmal loben, dass sie innerhalb kürzester Zeit diese Veranstaltung gestern auf die Beine gestellt hat. Dabei könnte das Mikroquartier „Zaubergarten“ ein Wohnen für unterschiedliche Zielgruppen und Bedarfe bieten.

Markus Staedt: Womit wir uns von März bis Oktober 2025 beschäftigen, ist ein Experiment. Wir arbeiten gemeinsam an einer Zukunftsvision. Wenn man zusammenkommt, kann man sehen, was alles möglich wird, als wir Herrn Kurzrock von der Erich-Kästner-Schule getroffen haben. Hierfür ist das Gebäude Zaubergarten ein idealer Ort, sich in der Nähe des Omnibusbahnhofs aufzuhalten, zu lernen und Zeit mit Freunden zu verbringen.

Prof. Dr. Marc Kirschbaum: In der Untergasse besteht eine städtebaulich wichtige Situation, in der eine Attraktion generiert werden sollte, um das ganze Areal weiterzuentwickeln. Die Schule müssen wir stärker unterstützen, das Projekt in der Schule bekannter machen, damit die Schülerinnen und Schüler mehr erfahren, weil sie die Multiplikatoren und die Zielgruppe der Raumnutzung sind.

Dr. Roland Löffler: Ein schwieriges Objekt ins Zentrum von Veränderung zu stellen, das schafft Aufmerksamkeit. Die Lehrer sind mutig, dass sie sich das zutrauen. Man sollte die Lehrer im Projektmanagement coachen, und man braucht hauptamtlich Beschäftigte, die das managen. Es freut mich, dass der Wandelrat seine Rolle gefunden hat. Ich habe meine Heimatstadt mit anderen Augen gelernt zu sehen. Die Teilnahme der Schule ist hier modellhaft.

Elke Hamacher: Danke, dass wir als Denkmalpflege Teil des Prozesses gewesen sind und schon so früh in die Vorhaben mit eingebunden werden.

Dr. Ines Wilkens: Bei Ihnen in Homberg passiert eine ganze Menge. Die hier praktizierte interdisziplinäre Arbeitsweise ist gut und damit ist Homberg Vorreiter. Die LEA unterstützt Sie gerne und ich möchte Sie ermutigen, so weiter zu machen. Es macht uns viel Spaß, mit Homberg zusammen zu arbeiten.

Christiane Varga: Ich fand die Atmosphäre ganz besonders: ein experimentelles und niedrigschwelliges Zusammenkommen. Das Fest in der Untergasse war gut vorbereitet und ist ein guter Anfang, jetzt kann es richtig losgehen!  Es sollte noch einen zusätzlichen Informationsabend geben, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Eine Begegnung und ein Dialog waren gestern bisher am spürbarsten.

Bürgermeister Dr. Nico Ritz: Es war eine gute Atmosphäre bei der Veranstaltung in der Untergasse. Es war wirklich klasse, wir sind gut ins Gespräch gekommen. Dabei könnte sich die Untergasse zu einem sozialen Treffpunkt entwickeln. Die Untergasse kann als zentraler Schnittpunkt in der Stadtstruktur mit ganz viel Potential auf die gesamte Altstadt ausstrahlen. Wir sollten die Café-Nutzung schneller umsetzen. Die Stadtverordnetenversammlung wird über das Gesamtprojekt entscheiden, dass wir es bis zur Baugenehmigung tragen können. Gleichzeitig sollten wir das Erdgeschoss schon bald so herrichten, dass es benutzbar ist.

Christiane Voith: Ältere Anwohner:innen, mit denen ich gesprochen habe, möchten, dass die Untergasse wieder belebt wird. Sie sind sehr aufgeschlossen für Veränderungen und für neue Möglichkeiten eines altersfreundlichen Wohnens im Quartier. (di)