Forsteinrichtungswerk
Die Entwicklung unseres Stadtwaldes
Ihre Meinung zur Entwicklung unseres Stadtwaldes ist gefragt!
Unser Stadtwald erfüllt viele wichtige Aufgaben: Er liefert Holz, schützt die Umwelt, bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen und ist ein Ort der Erholung für uns alle. Damit unser Wald auch in Zukunft gesund bleibt und seinen vielfältigen Aufgaben gerecht werden kann, muss seine Nutzung und Pflege sorgfältig geplant werden. Diese Planung wird im Rahmen eines sogenannten "Forsteinrichtungswerks" erstellt und festgehalten. Ein Forsteinrichtungswerk ist ein Plan, der festlegt, wie der Wald in den kommenden Jahren bewirtschaftet und entwickelt werden soll. Dabei geht es unter anderem darum, wie viel Holz entnommen werden darf, welche Bereiche besonders geschützt werden sollen und wie wir den Wald widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen machen können. Das Forsteinrichtungswerk ist für einen Zeitraum von ca. 10 Jahren gültig und muss dann erneuert werden.
Die Stadt hat eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Politik und Sachverständigen gebildet, in der die Zielsetzungen für die Entwicklung des Stadtwaldes diskutiert und eine Handlungsempfehlung für die Entscheidung in den politischen Gremien erarbeitet wird. Da der Stadtwald in vielfältiger Weise für die Bevölkerung Hombergs wichtig ist, möchten die Arbeitsgruppe und die Stadt Homberg (Efze) gerne Ihre Meinungen und Empfehlungen zu den Entwicklungszielen des Stadtwaldes einholen und in die weitere Erarbeitung der Handlungsempfehlungen einfließen lassen.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an unserer Umfrage für die zukünftige Entwicklung unseres Stadtwaldes teilnehmen. Bevor Sie an der Umfrage teilnehmen, kann es sich lohnen, den untenstehenden Informationstext zu lesen. Dies kann Ihnen helfen, die in der Umfrage gestellten Zieldefinitionen für die Entwicklung des Stadtwaldes mit mehr Hintergrundwissen zu beantworten.
1. Ziel: „Die Biodiversität und die Schutzfunktionen des Waldes sollten höher priorisiert sein als die Nutzfunktion.“
Ein mögliches Entwicklungsziel für den Stadtwald ist es, die Biodiversität (also die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten) sowie die Schutzfunktionen des Waldes stärker zu betonen – beispielsweise den Schutz von Boden, Wasser, Klima und Lebensräumen.
Eine höhere Priorisierung dieser Ziele bedeutet, dass bestimmte Waldbereiche weniger oder gar nicht mehr forstlich genutzt werden. Solche Maßnahmen können jedoch mit höheren Kosten verbunden sein, da sie geringere Holzerträge mit sich bringen und somit weniger Einnahmen zur Deckung der Pflege- und Bewirtschaftungskosten generieren.
Darüber hinaus bestehen Zielkonflikte mit anderen Aufgaben des Stadtwaldes. Dazu gehören:
- die Arbeitssicherheit und Verkehrssicherheit, insbesondere an Wegen und Erholungsbereichen,
- die Förderung lichtliebender Baumarten wie der Eiche, die auf eine aktive Bewirtschaftung angewiesen sind,
- sowie die regionale Holzversorgung durch nachhaltige Holznutzung.
Als Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität kommen unter anderem die Ausweisung zusätzlicher Habitatbaumgruppen und – sofern möglich – die Ausnahme weiterer Flächen aus der Nutzung in Betracht.
Die stabilsten Ökosysteme sind Wälder, die durch Artenreichtum gekennzeichnet sind (verschiedene Baumarten aller Altersstufen, Sträucher, krautige Pflanzen, Farne, Flechten, Moose, Mikroorganismen, Pilze, Vögel und Insekten).
Derzeit sind rund 7,5 % der Gesamtwaldfläche faktisch aus der Nutzung genommen. Etwa 18 % der Fläche stehen zudem unter Natur- oder Landschaftsschutz.
2. Ziel: „Auf die Erholungsfunktion sollte ein Schwerpunkt bei der waldbaulichen Planung gelegt werden.“
Der Stadtwald, insbesondere der Bereich der „Lichte“, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für viele Bürgerinnen und Bürger. In den vergangenen Jahren wurden dort zahlreiche Erholungseinrichtungen wie Wanderwege, Bänke und Waldhütten angelegt und regelmäßig gepflegt. Mit einem Anteil von über 70 % Erholungswald liegt der Stadtwald deutlich über dem hessischen Landesdurchschnitt von rund 35 %. Dies zeigt die besondere Bedeutung des Waldes für Freizeit, Bewegung und Erholung in der Stadt. Geplante oder mögliche Maßnahmen umfassen die Gestaltung und Pflege ansprechender Wegsäume, beispielsweise durch die Pflanzung verschiedener Baumarten, sowie den Ausbau und die Instandhaltung der Erholungsinfrastruktur. Diese Aktivitäten führen jedoch auch zu höheren Kosten, insbesondere im Bereich der Verkehrssicherung von Wegen und Einrichtungen.
3. Ziel: „Die Erzeugung des Rohstoffes Holz sollte der Stadt auch weiterhin einen
finanziellen Nutzen bringen.“
Die nachhaltige Holznutzung ist ein wichtiger Bestandteil der Bewirtschaftung des Stadtwaldes. Sie trägt dazu bei, Einnahmen zu erzielen, mit denen die laufenden Kosten der Waldbewirtschaftung gedeckt und teilweise auch andere kommunale Aufgaben und Projekte finanziert werden können. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel kann dies den städtischen Haushalt entlasten. Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, dass nur so viel Holz genutzt wird, wie im gleichen Zeitraum wieder nachwächst. Dadurch bleibt der Wald langfristig erhalten und erfüllt weiterhin seine vielfältigen Funktionen. Beim Umgang mit dem Wald wird ein integrativer Naturschutzansatz verfolgt: Aspekte des Arten-, Habitat- und Bodenschutzes werden bei allen Maßnahmen berücksichtigt. Zu den Maßnahmen gehören die regelmäßige Pflege und Durchforstung der Waldbestände sowie die gezielte, einzelstammweise Nutzung hiebsreifer Bäume. Durch diese waldbaulich geplanten Eingriffe kann das vorhandene Baumartenpotenzial optimal genutzt und die Baumartenvielfalt erhalten oder gefördert werden. Lichtliebende Baumarten wie die Eiche benötigen beispielsweise gezielte Freistellung, um sich verjüngen zu können. Auch die Pflege und Instandhaltung des forstlichen Wegenetzes spielt eine wichtige Rolle. Sie gewährleistet nicht nur einen sicheren und effizienten Holztransport, sondern unterstützt zugleich die Erholungsnutzung des Waldes durch gut begeh- und befahrbare Wege.
4. Ziel: „Die direkte Versorgung der Stadtbewohner mit Brennholz oder Weihnachtsbäumen sollte auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Bewirtschaftung spielen.“
Ein fester Bestandteil des Stadtwaldes ist das jährliche Weihnachtsbaumevent an der Pflanzgartenhütte, das von vielen Bürgerinnen und Bürgern geschätzt wird. Dabei können Weihnachtsbäume aus dem Stadtwald erworben werden – ein Beispiel für die regionale Nutzung und Vermarktung von Holzprodukten. Durch die regionale Vermarktung des Holzes entfallen zudem lange Transportwege, was zusätzlich zur Schonung von Ressourcen und zur Stärkung der lokalen Wirtschaft beiträgt.
5. Ziel: Regionale Vermarktung – „Das anfallende Holz wird, wenn möglich regional verkauft.“
Bei der Vermarktung des im Stadtwald gewonnenen Holzes spielt die CO₂-Bilanz eine wichtige Rolle. Eine regionale Vermarktung ist ökologisch vorteilhaft, da sie lange Transportwege vermeidet und somit den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert. Allerdings kann die regionale Vermarktung in einzelnen Fällen zu geringeren Einnahmen führen als der Verkauf über größere, überregionale Märkte. Als Maßnahme wird angestrebt, das Holz möglichst im Umkreis von weniger als 100 Kilometern zu vermarkten. Zudem soll der Verkauf für langfristige Verwendungszwecke, etwa als Bau- oder Möbelholz, bevorzugt werden, da das im Holz gebundene CO₂ dabei über viele Jahre gespeichert bleibt. Der Verkauf als Brennholz wird der Vermarktung als Industrieholz (z. B. zur Papierherstellung) vorgezogen, da hierbei eine regionale Nutzung und höhere Wertschöpfung vor Ort erreicht werden kann.
6. Ziel: „Der Homberger Stadtwald soll zu einem klimastabilen Mischwald entwickelt werden bzw. als solcher erhalten bleiben.“
Der Klimawandel stellt auch den Stadtwald vor große Herausforderungen. Durch steigende Temperaturen und häufigere Trockenperioden geraten nahezu alle heimischen Baumarten unter erhöhten Trockenstress. Dadurch steigt ihre Anfälligkeit gegenüber Extremwetterereignissen wie Stürmen und Dürren sowie gegenüber Schadorganismen wie Insekten und Pilzen. Um das Risiko großflächiger Waldschäden zu verringern, sollen Waldbestände künftig aus drei bis fünf standortgerechten Baumarten bestehen. Eine solche Mischung unterschiedlicher Arten verteilt das Risiko und erhöht die Stabilität des Waldes gegenüber den Folgen des Klimawandels. Zur Erreichung dieses Ziels sind regelmäßige Durchforstungen erforderlich. Sie ermöglichen es, gezielt eine natürliche Waldverjüngung einzuleiten und die Bestände zu pflegen. Dort, wo sich keine geeignete Artenmischung von selbst entwickelt, werden klimastabile Baumarten gezielt gepflanzt, um die langfristige Widerstandsfähigkeit des Stadtwaldes zu sichern.
7. Ziel: „Neben den heimischen Baumarten (z.B. Buche, Eiche, Lärche) und nicht invasiven standortgerechten Baumarten (Roteiche, Douglasie) sollen versuchsweise auf kleinen Flächen auch Baumarten gepflanzt werden, für deren Anbau bislang noch wenig Erfahrung vorliegt.“
Die Anpassungsfähigkeit heimischer Baumarten an den Klimawandel ist begrenzt. Durch steigende Temperaturen und längere Trockenperioden reagieren viele Arten mit geringerem Wachstum und einer höheren Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen wie Insekten und Pilzen. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass bestimmte nicht heimische, aber standortgeeignete Baumarten einen wertvollen Beitrag zur Stabilität und Zukunftsfähigkeit der Wälder leisten können. Dazu zählen etwa Douglasie, Roteiche und Küstentanne, die sich in Deutschland bereits bewährt haben. Diese Baumarten gelten laut forstlicher Forschungseinrichtungen als nicht invasiv und werden als anbauwürdig eingestuft. Sie erweitern die vorhandene Baumartenpalette sinnvoll und tragen dazu bei, Wälder an veränderte Klimabedingungen anzupassen. Darüber hinaus können weitere Baumarten, die in ihren Herkunftsgebieten bereits an Trockenheit und Hitze angepasst sind, für zukünftige Entwicklungen von Interesse sein. Viele heimische Insektenarten sind evolutionär an bestimmte heimische Baumarten angepasst. Wenn fremdländische Baumarten gepflanzt werden, finden diese Insekten dort nicht die gewohnten Nahrungsquellen oder Lebensbedingungen. Dadurch kann im Umfeld solcher Bäume die Artenvielfalt niedriger sein, als bei vergleichbaren Beständen aus heimischen Baumarten.
Als Maßnahme ist geplant, versuchsweise kleinere Flächen mit solchen gebietsfremden Baumarten – wie Baumhasel, Scheinzypresse oder Zerreiche – zu bepflanzen. Ziel ist es, Erfahrungen über deren Anpassungsfähigkeit und Eignung unter den örtlichen Bedingungen zu sammeln.
8. Ziel: „Ein gesunder Nadelholzanteil (Lärche, Fichte, Douglasie, Tanne, Kiefer) soll im Stadtwald langfristig erhalten bleiben.“
Während der Fokus im Wald hauptsächlich auf Laubholz liegt, soll dennoch ein angemessener Anteil an standortgerechten Nadelholzarten ist für die langfristige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Stadtwaldes von großer Bedeutung. Nadelholz spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Deckung des gesellschaftlichen Rohstoffbedarfs, insbesondere im Bereich des nachhaltigen Holzbaus. Nadelholz zeichnet sich durch schnelles Wachstum, geringes Gewicht, hohe Stabilität und gute Verarbeitbarkeit aus. Diese Eigenschaften machen es zu einem wichtigen und vielseitig einsetzbaren Werkstoff, der in Bauwesen, Handwerk und Industrie zunehmend als nachhaltige Alternative zu energieintensiven Materialien genutzt wird. Die Sicherung standortgerechter Nadelholzanteile trägt somit sowohl zur ökologischen als auch zur wirtschaftlichen Stabilität des Stadtwaldes bei und unterstützt gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung der regionalen Holz- und Bauwirtschaft.
9. Ziel: Befahrung bei der Holzernte – „Eine mechanisierte Holzernte (Harvester und Rückezug) erfolgt dort, wo sie effizient und pfleglich für den Bestand ist“
Die Holzernte zählt zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der Forstwirtschaft. Durch die extremen Witterungsbedingungen der vergangenen Jahre – insbesondere Trockenheit und daraus resultierende Baumschäden – hat sich das Unfallrisiko weiter erhöht. Besonders gefährdet sind Mitarbeitende, die direkt am Baum mit der Motorsäge arbeiten. Der vermehrte Einsatz moderner Erntemaschinen (z. B. Harvester) kann die Arbeitssicherheit deutlich erhöhen und die körperliche Belastung der Beschäftigten verringern. Zudem ist die mechanisierte Holzernte in vielen Beständen wirtschaftlicher und bestandesschonender als die motormanuelle Fällung. Beim Einsatz solcher Maschinen gilt ein striktes Gassengebot, das heißt: Es erfolgt keine flächige Befahrung. Die Maschinen bewegen sich ausschließlich auf festgelegten Rückegassen, wodurch Bodenverdichtung und -verwundung minimiert werden. Zusätzlich werden die Gassen oft mit Reisig abgedeckt, um den Waldboden zu schützen. Die hochmechanisierte Holzernte trägt somit zur Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Schonung des Waldbestands bei.
Maßnahme:
Zur besseren Planung und Kontrolle der Holzerntemaßnahmen sollen die Fahrgassen dauerhaft markiert und digital erfasst werden. Dadurch können sie langfristig genutzt und gleichzeitig die Belastung des Waldbodens weiter reduziert werden.



