Jubiläum: 10 jahre haus der Reformation

„500 Jahre Septembertestament“

Dr. Uwe Schäfer hielt bei der Festveranstaltung am 9. September 2022 einen Vortrag über die „Wiederentdeckung der Heiligen Schrift durch Luther? – 500 Jahre Septembertestament“. Insgesamt vermutet man 3.000 Exemplare, die vom Septembertestament gedruckt wurden. Hierbei handelt es sich lediglich um das Neue Testament. Die vollständige Übersetzung der Bibel durch Martin Luther erfolgte später. Dr. Schäfer gab in seinem Vortrag hiermit interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Lutherischen Bibelübersetzung.

14. September 2022, von Uwe Dittmer
© Mike Luthardt
  • Bei der Festveranstaltung am 9. September stand ein Vortrag von Dr. Uwe Schäfer: „Wiederentdeckung der Heiligen Schrift durch Luther? – 500 Jahre Septembertestament“ im Mittelpunkt.

Vortrag: „Wiederentdeckung der Heiligen Schrift durch Martin Luther?“

Mit großer Freude sah der Verein „Haus der Reformation“ auf sein 10-jähriges Bestehen zurück. Bürgermeister Dr. Nico Ritz begrüßte die zahlreichen, interessierten Anwesenden und dankte Mitgliedern und dem Vorstand für das vielfältige Engagement. Bernd Herbold und Dr. Schulz-Grobert blickten in ihren kurzen Rückschauen auf die Anfänge und die Umstände, die zu den Räumen im Haus der Geschichte führten, die nun seit 2019 gemeinsam mit dem HohenburgMuseum genutzt werden.

Bei der Festveranstaltung am 9. September stand im Mittelpunkt ein Vortrag von Dr. Uwe Schäfer: „Wiederentdeckung der Heiligen Schrift durch Luther? – 500 Jahre Septembertestament“. (Uwe Schäfer ist Schulpfarrer an der Melanchthonschule in Schwalmstadt und war jahrelang auch Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Homberg.)

Er führte u.a. aus, dass Martin Luther nicht der erste „Übersetzer“ gewesen war, jedoch derjenige, der statt einer wortwörtlichen Übersetzung der griechischen Vorlage („Vulgata“) eine Übersetzung geschaffen hat, die auch als „Lesebuch“ Sprachklang und Sprachfluss berücksichtigte. Interessant war auch die Höhe der ersten Auflage von etwa 1.500 Exemplaren, was weit über den üblichen Erstauflagen der Bücher dieser Zeit lag, die eher im Bereich von 100 Exemplaren lagen. Das zeugte von der vorausschauenden Zuversicht des Druckers Melchior Lotter in Wittenberg. Es gab weitere Auflagen, z. B. als „Dezembertestament“. Insgesamt vermutet man 3.000 Exemplare, die vom Septembertestament gedruckt wurden. Hierbei handelt es sich lediglich um das Neue Testament. Die vollständige Übersetzung der Bibel durch Martin Luther erfolgte später.

Dr. Uwe Schäfer stellte auch eine Schätzfrage an die Zuhörer, wie viele Menschen, bei der damaligen Bevölkerung Hombergs (ca. 4.000 Einwohner), Lesen und Schreiben konnten?*

Neben der interessanten, ständigen Bibelausstellung im Präsenzbestand ist derzeit auch ein Faksimiledruck des „Septembertestamentes“ während der Öffnungszeiten im Haus der Geschichte zu sehen. Ebenso weitere Exponate, wie die Fundstücke der archäologischen Ausgrabungen im Hofbereich Marktplatz 15/Holzhäuser Straße 3. (ML)

*Man schätzt, dass vielleicht nur 5 Menschen in Homberg um 1500 lesen und schreiben konnten!