Fachwerk

Deutscher Fachwerktag in Homberg (Efze)

Kunsthandwerk im Fachwerk stand im Fokus

Bei strahlendem Sonnenschein fand am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, der deutsche Fachwerktag auch in Hombergs Altstadt statt. Die Homberger Gastronomen verwöhnten ihre Gäste mit frischen Getränken, Eis und vielem mehr. Das Kunsthandwerk im Fachwerk stand an diesem Tag im Vordergrund. Und Stadtführungen rundeten das Programm ab.

Wissenwertes konnten die Besucherinnen und Besucher von dem Buchbinder Heiko Huth im Haus der Geschichte lernen. „Mittelalterliche Doppelbundheftung“ oder „Chinesisches Faltbuch“ und „Japanische Bindung“ sind nicht nur Fachbegriffe, diese Arten der Buchbinderkunst zeigte Heiko Huth vor Ort und erklärte auch die Haltbarkeit von Pergament, welches kein Papier ist, sondern aus Tierhaut hergestellt wird. Heutzutage wird es noch für Trommelfelle als Bespannung für Schlagzeuge verwendet und ist teuer, weil  es aufwändig in der Herstellung und selten geworden ist. Früher war es auch schon teuer, denn es ermöglichte, den Inhalt eines Buches sehr haltbar zu machen, über 300 Jahre, ohne dass ein Buch restauriert werden musste. „Ein Buch aus Pergament kostete damals rund 1000 € und wurde von Wohlhabenden angeschafft.“

Mike Luthardt mit dem chinesischen Faltbuch und Heiko Huth mit der mittelalterlichen Doppelbundheftung.


Wissenswertes über die Buchbinderkunst

Heiko Huth zeigte und erklärte, wie ein Bucheinband und eine Blätterbindung entsteht. Und geriet dabei ins Schwärmen: „Eine CD oder andere Medien gehen schnell kaputt und geraten in Vergessenheit. Daten können heute nicht sicher und lange aufbewahrt werden. Fällt einmal der Strom aus, sind Daten schnell verloren und nicht mehr zugänglich. Bei einem mittelalterlichen Buch blieben Daten über 300 Jahre, ja sogar bis heute erhalten.“

Das musste den Zuhörer nachdenklich stimmen. Sehen die meisten die heutige Technik doch als fortschrittlich an. Dabei hat man sich heute wohl nicht ausreichend Gedanken über die Datensicherung gemacht.

Heiko Huth stellte im Haus der Reformation (EG) Werkstücke aus. Die Ausstellung „Buchkunst Einbandgestaltung“ war an diesem Tag bis 16:00 Uhr geöffnet und sie ist noch mindestens einen Monat im Haus der Geschichte während den Öffnungszeiten zu sehen.

Zudem stand Schriftsetzermeister Mike Luthardt bereit, um einen exklusiven Blattdruck „Willkommen zum Fachwerktag“ an der Gutenbergpresse für die Besucherinnen und Besucher zu drucken.

Töpfe mit farbigen Flüssigkeiten – das Färberhandwerk
In der Untergasse 6 wurden an zwei Tagen Töpfe mit farbigen Flüssigkeiten erhitzt. Die Künstler Manuel Salomon und Larissa Kramarek arbeiteten mit Naturfarben (Walnuss, Haselnuss u.a.) und färbten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Stoffe unterschiedlichster Strukturen ein. So wirkt eine Farbe auf verschiedenen Stoffstrukturen jeweils anders. In dem Workshop im MachWerk lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas über Farbenlehre, sie wurden eingeführt in das Schwarzfärben und in die „Shibori“-Technik. Die sie anschließend anwendeten. Gefärbt wurden T-Shirts oder Naturstoffe. Dabei gab es verschiedene Optionen. Es konnte gebatikt werden oder auch unifarben gefärbt. Während die Stoffe im Färbebad waren, konnten sich Muster oder Bilder überlegt werden, die nach der Mittagspause mittels der Technik des Schwarzfärbens aufgetragen werden konnten. Nach der gemeinsamen Mittagspause betrachteten sie ihre Arbeit vom Vortag und auch die Ergebnisse des Tages. Dabei konnte die Gruppe Vergleiche zu industriell gefärbten Kleidungsstücken anstellen und einen kleinen Diskurs über Fast Fashion und deren negative Auswirkung auf die Umwelt halten.

Einblicke in das Stadtleben der mittelalterlichen Fachwerkstadt
Stadtführungen mit dem Türmer Mike Luthardt auf den Kirchturm und in die Türmerwohung und durch die Altstadt mit Stadtführer Eckhard Böth gaben Einblicke in das Stadtleben der mittelalterlichen Fachwerkstadt. (di)