Stadtentwicklung

Vernissage der Ausstellung Zukunftsideen für den Feuerwehrstützpunkt

Entwürfe sind eine gute Diskussionsgrundlage

Im Tennis nennt man es „den ganz großen Aufschlag“. Das, was Prof. Marc Kirschbaum mit seinen Studenten vom Masterstudiengang der SRH Hochschule Heidelberg erarbeitet hat, sind zwar alles Abschlussarbeiten der Studierenden mit Zukunftsideen für den Homberger Feuerwehrstützpunkt, sie sind aber durchweg visionär. Deshalb haben auch alle ihre Abschlussprüfung bestanden. Die 19 Abschlussarbeiten zeigen, wie sich die Studierenden die zukünftige Nutzung des Homberger Feuerwehrstützpunktes vorstellen. In Modellen und Plänen im KOCHS präsentierten sie ihre Zukunftsvisionen. Prof. Marc Kirschbaum teilte die Arbeiten in vier Clustern auf: 1. Arbeiten, die Statement setzen mit einer sehr großen Geeste, die zeigt: „Es geht voran“; 2. Arbeiten, die einen Dialog, eine intensive Auseinandersetzung mit der lokalen Umgebung führen; 3. Arbeiten, die das Gebäude weiterbauen möchten: die Geschichte des Gebäudes bleibt weiterhin sichtbar; 4. Arbeiten, die das Gebäude neu interpretieren.

„Dabei stellt sich die Frage, was ist für einen Ort wie Homberg (Efze) angemessen?“ gab Marc Kirschbaum zu bedenken. Bürgermeister Dr. Nico Ritz und Stadtplaner Markus Staedt vom Planungsbüro anp aus Kassel zeigten sich begeistert ob der vielen sehr unterschiedlichen architektonischen Ideen und Alternativen. „Ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass ich einmal sagen würde, dass es eine Möglichkeit gibt, dieses Gebäude weiter zu erhalten und zu nutzen. Ich sah bis heute nur die Möglichkeit, es abzureißen“, sagte Nico Ritz. Dabei dienen die Ideen, die hier vorgestellt wurden, als Diskussionsgrundlage für die Stadtgesellschaft. Ob eine von ihnen so umgesetzt wird, bleibt fraglich. Viel wichtiger jedoch ist die Tatsache, dass die Menschen in Homberg in einem frühen Stadium über konkret ausgearbeitete Entwürfe auf einem guten fachlichen Niveau für eine potentielle Nutzung des Feuerwehrstützpunktes verfügen. Es sei sinnvoll, so Bürgermeister Dr. Nico Ritz, eine Diskussion darüber zu führen, nicht um 2024 alles zu realisieren, sondern um zu wissen, in welche Richtung Homberg in der Zukunft gehen will.

Das Gesprächsangebot haben an diesem Abend weit über 60 interessierte Bürgerinnen und Bürgern sehr rege angenommen und zum Beispiel nachgefragt, ob Ausstellung und Modelle nicht länger für die Homberger zur Verfügung gestellt werden können. Dazu haben sich die Studierenden aus Heidelberg spontan und erfreut bereit erklärt, sodass die Homberger Bürgerschaft voraussichtlich noch länger die Möglichkeit haben wird, sich im KOCHS die Ideen und Entwürfe anzusehen und darüber ins Gespräch zu kommen

Wir möchten hier die ersten Entwürfe vorstellen. Eine Fortsetzung folgt.

1. Arbeiten, die Statement setzen mit einer sehr großen Geeste

Die Arbeit „Urban Retreat“ von Yaser Eid

„Urban Retreat“ (Rückzug), eingebettet in eine Cittaslo-Gemeinschaft, strebt danach, die Grundprinzipien des Slow City-Konzepts zu verkörpern. Die historische Stadtmauer mit neu gestaltetem Feuerwehrhaus symbolisiert den nahtlosen Übergang vom alten zum neuen Stadtgefüge. Gastfreundschaft steht im Mittelpunkt, wenn es darum geht, Touristen willkommen zu heißen und in die lokale Kultur einzutauchen. Die Wohnräume innerhalb der Feuerwache werden neugestaltet, um ein unverwechselbares, lokales Flair zu vermitteln.

Die Arbeit „Pocket Parks“ von Christa Liedtke

Das Design der neuen amorphen Struktur, das an das zeitlose Unendlichkeitszeichen erinnert, folgt dem Fibonacci-Prinzip und faltet sich elegant über das bestehende Gerüst. Durch den markanten Kontrast symbolisiert es die Wiederbelebung der Stadt und dient als Wahrzeichen, das Menschen schon von weitem anzieht. Um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten wird die Gebäudehülle aus umweltfreundlichen Materialien gefertigt. Zudem wird ein hochmodernes Solar-Wasserstoff-System zur Energieerzeugung und-speicherung verwendet. Die Vision besteht darin, die jüngere Generation anzulocken und zu fesseln, indem das Gebäude in ein aufregendes Aktivitätszentrum mit einem trendigen Hostel, einem lebhaften Café und einem Restaurant umgewandelt wird. Das Aktivitätszentrum wird sowohl Indoor- als auch Outdoor-Skateflächen sowie eine Kletterhalle umfassen.

Arbeit „360 Grad View“ von Oscar Solano

Mit dem Projekt „360 Grad View“ wird ein hochwertiger öffentlicher Raum geschaffen. Die Hauptachse des Entwurfs besteht in einer Rampen-Terrasse, die das alte Gebäude umgibt, ja quasi umarmt. Der alte und der neue Gebäudeteil bilden eine Symbiose und ergänzen sich.

2. Arbeiten, die einen Dialog mit der lokalen Umgebung führen

Arbeit „1-2-5 Homberg“ von Laeticia Nicolas

Dieses Projekt von Laeticia Nicolas ist das Ergebnis einer sechsmonatigen Analyse und Konzeption in der Feuerwache Homberg und ihrer Umgebung. Der neue Entwurf nutzt die Lage im städtischen Gefüge aus und macht die Feuerwache zu einem integralen Bestandteil des täglichen Lebens in der Stadt. Durch die Einrichtung eines Kindergartens, einer Bäckerei und eines Restaurants in der unteren Etage entsteht ein lebendiges Quartierszentrum. Diese neuen Funktionen  dienen nicht nur der Gemeinschaft, sondern schaffen auch ein Ortsgefühl und soziale Interaktion im städtischen Kontext. Andererseits schaffen die neu gestalteten Unterkünfte im ersten und zweiten Stock das optisch fehlende Bindeglied, das die alten Fachwerkhäuser mit dem neu ausgerichteten Dach verbindet. Von EINEM einzigen Dach auf FÜNF unabhängige Unterkünfte wurde das gesamte Konzept verändert. Willkommen bei 1-2-5 Homberg!

Arbeit „Triad Hub“ von Said Aladham

Ziel ist es, das bestehende Feuerwehrgebäude in einen lebendigen Kreativraum zu verwandeln, um sowohl die Jugend als auch erfahrene Generationen anzulocken und ihnen zu ermöglichen, den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Die Frage, die dahinter steht: Wie können wir jeden Schritt einer Reise für Menschen und Güter transformieren, um ein vernetzteres, sicheres und nachhaltiges Mobilitätserlebnis zu ermöglichen? Der Hub Center bietet: Fachwissen-Finanzierung-Geschäftsdesign-Branding-Rekrutierung. Das Gebäudeform-Konzept mit seinem Design lässt sich von den archtitektonischen Linien inspirieren, die in den zentralen Gebäuden der Stadt prominent sind.

Arbeit „Cultural Venue“ von Nikola Zelba

Die Erweiterung dient als modernes Wahrzeichen und erfüllt gleichzeitig eine wichtige Rolle als Zentrum für bürgerschaftliche Aktivitäten. Das Gebäude bietet zudem Unterkunftsmöglichkeiten für Bedürftige, wie alleinerziehende Mütter mit Kindern und für Besucher der Stadt. Es soll ein Museum beherbergen, das die reiche Geschichte der Stadt zeigt und Einwohnern und Touristen Einblicke in das kulturelle Erbe der Stadt bietet. Zudem sollen Konzeptläden, die eine Auswahl von regionalen Produkten anbieten, entstehen. Diese Läden dienen auch Kunsthandwerkern, lokalen Unternehmen und Direktvermarktern als Plattform. Außerdem bietet die Feuerwache auch Räume für verschiedene körperliche Aktivitäten, die zu einem gesunden Lebensstil anregen. Die neue Feuerwache: ein lebendiges kulturelles und soziales Zentrum.

Eine Vorstellung weiterer Entwürfe folgt demnächst hier. (Text und Fotos: Uwe Dittmer)