Jubiläum 500 Jahre Hans Staden
Vortrag „Gold und Kannibalen“ stieß auf reges Interesse
Von der Gier nach Gold und unwahren Geschichten
Der Vortrag von Prof. Dr. Bernd Bastert und Prof. Dr. Lina Herz über das Thema "Fake News in Reiseberichten des 16. Jahrhunderts und bei Hans Staden?“ stieß am 20. September auf reges Interesse bei Hombergerinnen und Hombergern. Die Plätze im Kulturzentrum Krone waren mit 50 Gästen gut besetzt.
Prof. Dr. Bernd Bastert (Uni Bochum) und Prof. Dr. Lina Herz (Uni Hamburg) gaben Einblicke in die Vermittlungs- und Rezeptionsgeschichte von wahren und erfundenen Geschichten über Eroberungen und neu entdeckten Völkern. In dem zweiten Vortrag von Prof. Dr. Lina Herz über die Fahrten, die Hans Staden in die damals seit ca. 50 Jahren bekannten „neuen“ Welten Südamerikas unternahm, ging sie nicht nur auf Hans Stadens zwei Reisen nach Brasilien ein, sondern auch auf die zahlreichen europäischen Eroberungszüge durch den Kontinent Südamerika. Dabei ging sie auf die unterschiedlichen Wahrheiten in den Reiseberichten von Hans Staden in seiner Wahrhaftigen Historia ein. In ihrem Vortrag ging es darum, Stadens „Warhaftige Historia“ in den zeitgenössischen Kontext dieser Debatten einzuordnen.
Befeuert wurden die Eroberungen Südamerikas von Nachrichten, die wir heute als „Fake News“ bezeichnen würden. Darüber hinaus wurde auch die unterschwellige religiöse Aufladung seines im Jahr 1557 erschienenen Berichtes in den Blick genommen, die die politischen und theologischen Auseinandersetzungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dominierte.
Stadens spezifische Erzählweise knüpfte daran an, machte seine „Historia“ für bestimmte Gruppen europäischer Rezipientinnen und Rezipienten auf diese Weise leichter erfassbar und zugleich in besonderer Weise attraktiv.
Prof. Dr. Bernd Bastert arbeitete in seinem Vortrag heraus, dass der Kern des Antriebs der Reisen nach Südamerika die unendliche Gier nach Gold war. Dabei kursierten in der damaligen Zeit halbwahre Geschichten über große Goldschätze, wilde Völker, Kannibalen und Monster. Kein Entdecker wußte vom anderen Entdecker, ob er lügt, glaubte die Geschichten es aber und entdeckte auch wieder etwas. Monster, so Prof. Bastert, gehörten zwar zur bewohnten Welt, wurden aber an den äußersten Rändern der Welt angesiedelt, in Asien und Afrika, sogenannte Erdrandvölker.
Das christliche Weltbild des Mittelalters war von diesen Ansichten und Geschichten geprägt.
dabei spielten „Entdecker“ wie Christoph Columbus und Marco Polo eine wesentliche Rolle. Ihre Reiseberichte nehmen diese Vorstellungswelten auf. Und sie trugen auch zu einer „Gier nach dem Gold“ bei. Marco Polo schrieb von „Palastdächer, alle aus purem Gold“.
Dies Erzählungen wurden breit publiziert und waren von großem Interesse.
Columbus bereitete sich mit den Reiseberichten des Marco Polo auf seine eigenen Reisen vor. Ihn interessierten besonders die Themen „Gold“ und „Kannibalen“. Dies zeigen seine Randnotizen an dem von ihm gelesenen Reisebericht des Polo. Dabei dominierten Selbsttäuschung und erfundene Geschichten die Darstellungen aus der neuen Welt. (di/Fotos. Uwe Dittmer)